Mit dem neuen Text über die Widerstandskämpferin Sophie Scholl »S wie Sophie, S wie Scholl« schreibt Lore Seichter-Muràth eine Erfolgsgeschichte fort. Es handelt sich nunmehr um ihre fünfte szenische Lesung.
Inhaltsüberblick
Anhand Sophie Scholls Lebenslauf werden Verführungsstrategien des NS-Regimes aufgezeigt, die darauf zielten, alle deutschen Kinder und Jugendliche in die Abhängigkeit zu bringen, um sie letztendlich als gefügiges Werkzeug zu missbrauchen. Denken und Handeln dieser Kinder wurde, zunächst kaum spürbar, instrumentalisiert.
Mit dem Einzug Hitlers in den Reichstag aber wurde die Weltanschauung des Dritten Reiches obligatorisch und alle weiteren Jugendorganisationen verboten. An Kinderhänden sollte nun einmal Blut kleben, am Kinder-Gleichschritt wurde die Einigkeit des Volkes gegenüber der nationalsozialistischen Idee gerechtfertigt. In Kinderköpfen ließ der NS-Staat ein verändertes Volksbewusstsein heranwachsen.
Gleichschaltungen ermöglichten zunächst und zementierten bald die Macht der nationalsozialistischen Diktatur. Wo gab es vor dem Dritten Reich ein System, das sich derart in die Eltern-Kind-Problematik einmischte? Hier machten sich die Denker die komplexe Problematik der Pubertät zu eigen.
Das Mädchen Sophie
Wie es Sophie Scholl gelang, sich aus dem euphorisch erlebten BDM-Mitglied heraus zum aktiven Mitglied des studentischen Widerstandverbandes Die weiße Rose zu entwickeln, war nachahmenswert, suchte aber ihresgleichen. In der neuen Arbeit der Autorin und Theatermacherin Lore Seichter-Muráth spielt dieser Prozess die Hauptrolle. Lebenslust, Auseinandersetzungen, Vorlieben, Interessen an Natur, Kunst und Kultur erzählen von dem Mädchen Sophie innerhalb der Familie, im BDM, in der Schule und im sich verhärtenden Tagesgeschehen.
Vielschichtig erarbeiteter Monolog-Text
Der vielschichtig erarbeitete Monolog-Text über die Entwicklung Sophie Scholls lässt neben szenischer Beleuchtung des Themas die aktuelle Problematik Jugendverführung aufblitzen. Verstärkt durch die schauspielerische Umsetzung und mittels à capella vorgetragenem Liedgut entstehen im Rezipienten Bilder wie in einem Film.
In der Vorstellungswelt der Zuschauer lebt Sophie Scholl ihre Jugend ein zweites Mal. Die Leichtigkeit ihres Daseins entschärft das Entsetzliche ihres gewaltsamen Todes und bedingt doch die Dramatik, um deren willen die Rezipienten mitfühlen, mitlachen, miterleben und letztendlich um den grausamen Verlust mittrauern.